Ursachen-Forschung
Die Wissenschaft hat zu dieser Frage noch kein belastbares und allgemein verfügbares Wissen herbeigeschafft. Unterschiedliche Fachrichtungen stellen Vermutungen an, die mal mehr und mal weniger Zielführend zu sein scheinen und teilweise zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Klare und allgemeingültige Kausalzusammenhänge auf Evidenzbasis, die zu nachhaltig aufbauenden Lösungsansätzen führen, können weder Medizin noch Psychologie vorweisen. Wo liegt der Hund also begraben?
Ist es eine Frage der genetischen Disposition? Ist es eine Frage der Erziehung? Sind die Schulen schuld? Oder ist es die Ernährung?
All diese üblichen Fragen kann man in aller Regel mit «Nein» beantworten. Meiner Beobachtung nach sind die Ursachen meist in einem ganz anderen Bereich zu verorten. Nämlich in unserer modernen Normalität, die von kalter Funktionalität getrieben wird.
Einige vordergründig ganz normal erscheinende Lebensumstände tragen vielfach dazu bei, dass Kinder und Jugendliche auffällige Verhaltensweisen und kognitive Störungen entwickeln. Es fällt niemandem auf, weil die Lebensweise ja ganz «normal» ist. Kann man jemandem einen Vorwurf machen, der sich «normal» verhält?
Wenn durch eine sozialadäquate und absolut übliche Lebensweise Schaden entsteht, dann ist eben doch ein beherztes Eingreifen erforderlich. Allein schon, um noch grösseren Schaden an den Beteiligten und ihrem Umfeld zu Verhindern. Und der Gesellschaft täte es im Übrigen auch gut, wenn das Aufbauende zur Normalität würde und Zerstörerisches aus unserem sozialen Leben verschwinden würde.